Gemeinde Teutschenthal

Die St.-Johannis-Kirche zu Eisdorf

Die evangelische Pfarrkirche St. Johannis (Abb. 1) ist ein Sakralbau im Teutschenthaler Ortsteil Eisdorf im Landkreis Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Das im Kern romanische Gotteshaus ist Johannes dem Täufer geweiht. Eine mittelalterliche Erwähnung der Kirche oder eines Pfarrers sind nicht überliefert. Dennoch ist die Erbauung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts anzunehmen.

Der rechteckige Saalbau mit eingezogenem quadratischem Ostturm war, wie Baubefunde vermuten lassen, ursprünglich mit einer halbrunden Apsis versehen. Diese wurde um 1500 durch eine spätgotische Chorerweiterung in gleicher Breite und mit polygonalem 5/8 Schluss ersetzt. Die rechteckige Reliefnische an der Außenwand unter dem östlichen Chorfenster war sicherlich zur Aufnahme einer Bildtafel mit biblischem Motiv vorgesehen.

Als so genannte Ostturm- oder auch Chorturmkirche ähnelt der Eisdorfer Bau den romanischen Saalkirchen der Nachbarorte Bennstedt und Köchstedt. Die drei Sakralbauten stehen auf engstem Raum und nehmen eine Sonderstellung gegenüber dem regional vorherrschenden Westturmkirchentypus ein. Chortürme treten häufiger in Süddeutschland, Franken und Thüringen auf. In einer sonst durch slawische Ortsnamen bestimmten Gegend weisen die drei Ortschaften mit ihren Endungen -stedt und -dorf auf deutsche Gründungen hin. Die Errichtung der drei Ostturmkirchen ist somit in einem siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang der drei Dörfer zu sehen und deutet wahrscheinlich auf die Herkunftsregion von hier im Mittelalter angesiedelten Kolonisten hin.

Trotz seiner überwiegend romanischen Erscheinung hat das Gotteshaus im Lauf der Jahrhunderte verschiedene bauliche Veränderungen, vor allem in Form von Fenstereinbauten, erfahren. Ein kleines erbauungszeitliches Rundbogenfenster hat sich aber auf der Nordseite des Kirchensaals erhalten. Auch die beiden Säulen der als Biforien gestalteten Schallarkaden im Turm sind als Teil des romanischen Bauschmucks anzusprechen.

Der Zugang ins Kirchenschiff erfolgt durch ein Tympanonportal auf der Südseite. Auch wenn die Portallaibungen modern mit Ziegeln verändert wurden, dürfte sich das reliefierte Sandsteinbogenfeld (Abb. 2) am ursprünglichen Standort befinden und damit aus der Erbauungszeit stammen. In seiner Symbolik ist die Schmuckfläche typisch für die romanische Sakralkunst. Sie zeigt den in der Mitte thronenden Christus mit einem Kreuznimbus hinter seinem Haupt. Während er das Evangelium vor dem Körper hält, schützt er mit dem Segensgruß zu seiner Rechten ein Lamm (symbolisch für die Christenheit) vor einem links heran springenden raubtierhaften Wesen.

Das Saaldach des Kirchenschiffs stellt heute nicht mehr die Originallösung dar. Vermutlich zum Einbau der barocken Emporen wurde hierfür der Giebel samt Traufe erhöht.

Vom hochmittelalterlichen Inventar der Kirche hat kaum etwas die Zeiten überdauert. Eventuell die rundbogige Sakramentsnische in der Nordostwand des Choranbaus könnte noch aus der vormaligen Apsis stammen. Ebenso offen ist, ob eine heute als Stufe dienende Mensa mit ihren drei Weihekreuzen und zugesetztem Sepulcrum zum ursprünglich romanischen Altar gehört. Die einst auf Emporenhöhe in den Saal ragende, hölzerne Kanzel stammt aus dem 17. Jahrhundert und ruht heute auf einem Steinsockel. Der bemalte Korb bildet Christus zusammen mit den vier Evangelisten ab. Die in die Mitte des 18. Jahrhunderts datierende Hufeisenempore mit ihren gedrehten Pfosten ist auf der Nordseite zweigeschossig (Abb. 3). Auf ihrer Westseite befindet sich eine kleine mechanische Schleifladenorgel von Johann Gottlieb August Apel aus dem Jahr 1881.

Der Altaraufbau ist eine „Notlösung“ des 19. Jahrhunderts. Eine Predella mit Abendmahlsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert war vermutlich Bestandteil eines anderen barocken Schreins und wird hier als Altarbild zweckentfremdet. Das Provisorium ersetzt einen spätgotischen Schnitzaltar (Abb. 4). Dieser wurde wegen seiner starken Verwahrlosung im 19. Jahrhundert nach Halle in das dortige Provinzialmuseum abgegeben. 1915 nach Berlin verkauft und während des Zweiten Weltkrieges nach Göttingen ausgelagert, wurde das prächtige Retabel 1968 nach West-Berlin überführt. Heute ist der restaurierte spätmittelalterliche Altaraufsatz ein fester Bestandteil der Skulpturensammlung in der Dauerausstellung des Berliner Bode-Museums (Inv. 7711). Der Zweiflügelaltar aus der Zeit um 1510/20 ist aus Lindenholz gefertigt. Der Mittelschrein zeigt die Muttergottes zwischen den Heiligen Nikolaus und Barbara. Die Innenseiten der beiden Flügel werden von je vier weiteren vollplastischen Heiligenfiguren geziert. Äußerlich sind die beiden Flügel mit den Darstellungen des Kirchenpatrons Johannes dem Täufer und dem Heiligen Laurentius bemalt. Die Predella zeigt die Szene mit der Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige. Es ist anzunehmen, dass der Flügelaltar zur Erstausstattung der seiner Zeit geschaffenen Chorerweiterung gehörte.

 

Mike Leske M.A.

(Stand: 14. Juli 2018)

 

Literatur:

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt II, Regierungsbezirke Halle und Dessau (1999).
  • Dirk Höhne: Die romanischen Dorfkirchen des Saalkreises. Eine baugeschichtliche Untersuchung (Halle 2015).
  • Mike Leske: Schöne Grüße – Ansichtskarten und Lithografien aus Eisdorf, Teutschenthal und Teutschenthal-Bahnhof (Halle 2016).
  • Erich Neuß: Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld. Im Seegau. Neuauflage (Halle 1999).
  • Tim-Dietrich Meyer: Die Johann-Gottlieb-August-Apel-Orgel zu Eisdorf. In: Heimat-Jahrbuch Saalkreis, S. 105 f. (Halle 2005).
Abb. 2 Romanisches Tympanon über dem Eingang der Kirche
Abb. 2: Romanisches Tympanon über dem Eingang der Kirche. Foto: Mike Leske, Dezember 2016
Abb.3 Das Innere der Eisdorfer Kirche auf einer Fotokarte von 1902. Bild Leske 2012, S. 17
Abb.3: Das Innere der Eisdorfer Kirche auf einer Fotokarte von 1902. Bild: Leske 2016, S. 17
Abb.4 Der Eisdorfer Schnitzalter im Berliner Bode Museum. Foto Anja Ulrich
Abb.4: Der Eisdorfer Schnitzalter im Berliner Bode-Museum. Foto: Anja Ulrich, März 2016