Ausstellung „Langenbogen – Heimat mit vielen Facetten“ im Foyer der Gemeindeverwaltung
Die Ortschaft Langenbogen hat weit mehr zu bieten als ihre günstige Lage zur Stadt Halle und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Ihre Geschichte reicht über Jahrhunderte zurück – dokumentiert in Chroniken, Überlieferungen und Zeitzeugenberichten. Geprägt wurde der Ort zudem durch seine einzigartige Landschaft mit den geologischen Besonderheiten der Hammerlöcher, die Weinberge der Höhnstedter Flur und die Nähe zum Naherholungsgebiet Süßer See.
Diese Vielfalt greift die aktuelle Ausstellung im Foyer der Gemeindeverwaltung auf. Sie bietet keinen nüchternen historischen Überblick, sondern lädt zu einer sehr persönlichen Entdeckungsreise ein. Im Mittelpunkt stehen die Menschen von Langenbogen – ihre Geschichten, Traditionen, Feste und alltäglichen Erlebnisse. Heimat bedeutet, so der Duden, „ein gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit mit einer bestimmten Gegend“. Genau dieses Gefühl möchte die Ausstellung transportieren. In liebevoller Arbeit wurde diese Sammlung von Frau Gabriele Voß aus Langenbogen zusammengestellt und kann nun für eine bestimmte Zeit in unserem Foyer der Gemeindeverwaltung bestaunt werden. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie Geschichte, Alltag und Gemeinschaft Langenbogen geprägt haben – und noch immer prägen. Besucher und Besucherinnen sind eingeladen, Erinnerungen aufleben zu lassen, Neues zu entdecken und eigene Gedanken einzubringen.
„Mit dieser Ausstellung wird deutlich, wie stark die Menschen ihren Heimatort geprägt haben und wie lebendig Geschichte werden kann, wenn man sie mit persönlichen Erinnerungen verbindet. Ich lade alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, sich selbst ein Bild davon zu machen, so Bürgermeister Tilo Eigendorf“
Die 7 Schautafeln im Überblick
1. Der Ort in Ansichtskarten
Auf ausgewählten historischen Ansichtskarten sind verschiedene - für die Ortschaft recht bedeutende -Gebäude und Einrichtungen - abgebildet. Manches erklärt sich von selber. Zu einigen der dargestellten Motive möchte ich die folgenden Erläuterungen vornehmen: Die Zuckerfabrik Langenbogen gehörte seit 1847 zu den bedeutenden Arbeitgebern der Region. Die regionalen klimatischen Bedingungen begünstigten den ortsnahen Anbau von Zuckerrüben und lieferten den Rohstoff für die Herstellung von Zucker als Nahrungsmittel sowie von Tierfutter (Abfallprodukte der Zuckerrübe). Auf dem Gelände der Fabrik erhielten die Bewohner zudem die Möglichkeit einer ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung. Sogar eine Theatergruppe - bestehend aus Kindern der ortsansässigen Schule - durfte bspw. in den 1950er Jahren geeignete Räumlichkeiten des Betriebes für ihre Aktivitäten nutzen. Aufgrund veralteter Produktionsanlagen schloss man die Langenbogener Fabrik im Jahr 1990. Am Standort Könnern entstand zwischenzeitlich eine neue, moderne Anlage, die auch den Beschäftigten aus Langenbogen eine berufliche Zukunft eröffnete. Die Bäckerei Zörner befindet sich bereits über 150 Jahre lang in Familienbesitz und ist in der Region für seine ganz eigenen Brot- und Kuchenspezialitäten bekannt. Besonders Gebäcksorten wie die "Amerikaner" erfreuen sich aufgrund der Anwendung alter und bewährter Rezepturen nach wie vor großer Beliebtheit. Gern erinnert man sich noch daran, als im Geschäft regelmäßig Listen über Brotbestellungen geführt wurden. Zum vereinbarten Zeitpunkt holte man dann seine backofenfrischen, heißen Brote ab.
2. Gastwirtschaft im Wandel der Zeit
Der einstige "Preußische Hof" diente nicht nur der Versorgung seiner Gäste. Hier traf und vergnügte man sich, tauschte Neuigkeiten aus und besiegelte Geschäfte. Der Gasthof wurde zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens - und manchmal sogar zur Heiratsbörse. Denn so manche Tanzveranstaltung schuf die Basis für eine spätere - mitunter heute noch bestehende - Ehe. Im laufe der Zeit wechselten die Betreiber des Gasthofes mehrfach. Einer der bekanntesten Gastwirte war "Otti", Otto Biehle, dessen Familie ursprünglich aus dem Nachbarort Bennstedt stammte. An die Kochkünste seiner Ehefrau Margrit erinnert man sich noch heute gern. Alles war hausgemacht und schmeckte "wie bei Muttern".
3. Die Kirche und die feierlichen Anlässe
Die urkundliche Erwähnung der evangelischen Kirche St. Magdalena in Langenbogen geht bis auf das Jahr 1481 zurück. Das einstige Kirchengebäude zerfiel im laufe der Zeit und musste mehrfach aufgebaut bzw. saniert werden. Dank des im Jahr 2001 gegründeten Fördervereins Barockorgel Langenbogen e.V. konnte eine aus dem 18.Jahrhundert stammende Barockorgel wiederentdeckt und restauriert werden. Regelmäßig organisiert der Verein Veranstaltungen mit vielfältigen Künstlern und trägt so zur Kulturpflege und zur Erhaltung und Modernisierung von Gebäude und Orgel bei. Da die Vereinsgründung vor allem auf die Initiative von neu hinzugezogenen Einwohnern zurückzuführen ist, ist es nach wie vor ein großes Anliegen ihrer Mitglieder, verstärkt auch "Altlangenbogener" mit einzubinden bzw. für die Vereinstätigkeit zu interessieren. In der Dorfkrche Langenbogen fanden über Jahrhunderte hinweg feierliche Anlässe ihren Höhepunkt: Konfirmationen, Eheschließungen und auch Taufen. Eine der ausgestellten Schautafeln zeigt Langenbogener Brautpaare verschiedener Jahrzehnte. Während eine Braut in den 1920er Jahren (oft aus praktischen Gründen, da mehrfach nutzbar) oftmals ein schwarzes und hochgeschlossenes Brautkleid trug, war in den 1950ern schon ein deutlich veränderter Modestil erkennbar. Prachtvolie, lange weiße Brautkleider mit langen Schleiern erfreuten sich großer Beliebtheit. Etwas später, in den 1960er Jahren, zielte die Mode bereits mehr auf die Betonung der Weiblichkeit ab. Die Kleider waren zwar auch festlich und schick - aber frecher, kürzer und schwingender. Ergänzend sei hier erwähnt, dass alle Ehen dieser Brautpaare ein Leben lang hielten.
4. Die Schule
Über mehrere Generationen hinweg wurde es den Kindern am Heimatort ermöglicht, Bildung zu erlangen. Im Schulalltag der 50er Jahre war es durchaus noch üblich, dass mehrere Klassenstufen gleichzeitig von einem Lehrer beschäftigt wurden. Während die eine Klasse aktiv unterrichtet wurde, erhielt die andere Klasse Aufgaben zum eigenständigen Lösen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war es durchaus keine Seltenheit, dass Schulkinder vom Lehrer durch Schläge gezüchtigt wurden, wenn sie nicht das erwartete Interesse am Lernen bzw. Leistungen zeigten. Zum Schreiben nutzte man Schiefertafeln und die Ranzen bestanden - je nach Einkommen der Eltern -oftmals aus Pappe. Bei Regenwetter hatte an sich daher besonders beeilt, nach Hause zu kommen. Aufgrund sinkender Schülerzahlen Anfang der 1970er Jahre lohnte sich der Erhalt der Schule als solche am Standort Langenbogen nicht mehr. Heute werden die beiden ehemaligen Schulgebäude als Apotheke und als Wohnhaus genutzt.
5. Die Freizeit - der Sport
Der Sport in Langen bogen blickt auf eine langjährige Tradition zurück. Während in Nachbargemeinden wie Höhnstedt oder Bennstedt vorwiegend Fußball gespielt wurde, gründeten die Sportfreunde Albert Brunne, Paul Kursawe, Emil Auris, Paul Nowak und Albert Kersten im Jahr 1926 eine Langenbogener Handballsportgemeinschaft.* Die Begeisterung für die Sportart teilten auch die Frauen des Ortes und so gab es 1942 die ersten Frauenmannschaften. Man zog sich den eigenen, sportbegeisterten Nachwuchs bereits im Kindesalter heran. *Quelle: Broschüre "Auf Sieg" 85 Jahre Handball Langenbogen 1926- 2011 von Rainer Lepak und Odalbert Rosse
6. Bedeutende Arbeitgeber der Region
Kaliwerk Krügershall AG am Standort Bahnhof Teutschenthal (ehemaliges Kalibergwerk) Im 1906 gegründeten, einstigen Bergwerk "Kaliwerk Krügershall AG" fanden zeitweise 1.000 Beschäftigte der Region einen Arbeitsplatz - sowohl unter Tage als auch darüber. Bereits 14-Jährige, die ihre Schulpflicht erfüllt hatten, fuhren in den Schacht ein, um den Beruf des Bergmannes zu erlernen und das Kalisalz abzubauen. Der Verdienst eines Bergmannes lag zwar einerseits höher als der übliche Lohn anderer Berufsgruppen -die Arbeitsbedingungen waren dafür erheblich schwieriger. Ehemalige Bergbaukumpel berichten noch heute von dem engen Zusammenhalt untereinander. Denn im Falle eines Unglücks war man unweigerlich aufeinander angewiesen.
7. Weinanbau
Der Weinanbau in der Saale-Unstrut-Region erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit. Auch Hobbywinzer aus Langenbogen haben sich der Höhnstedter Winzervereinigung angeschlossen und sich einen guten Namen gemacht. Viele kleine Straußenwirtschaften in und um das Gebiet Süßer See laden Gäste und Weinliebhaber zum Verweilen und zum Genießen ein. Als ein Beispiel sei der Langenbogener Hobbywinzer Uwe Werner genannt, der mit viel Liebe und Engagement seinen Weinberg in 5. Generation bewirtschaftet.
Freuen Sie sich auch auf unsere kommende Ausstellung des Heimatmalers Andre´ Pechler in der Gemeindeverwaltung.